JOHN CALE – MERCI

Domino Recording 2023

von Peter Trübner

Vor seinem 81. Geburtstag am 8. März 2023 hat uns John Cale ein neues Album geschenkt, das wunderbar gelungen ist.

John Cale, der bei Velvet Underground von Anfang an bis ins Jahr 1968 mitspielte, verwirrte und störte dabei oft mit seinem Spiel auf Viola, Bass oder Piano. Er ist nicht zu verwechseln mit dem namensgleichen US-amerikanischen Komponisten.

John Cale hat nach den Velvet Underground 16 eigene Soloalben veröffentlicht und daneben Unmengen an Film-Soundtracks. Mit MERCI gelingt ihm erneut eine Überraschung.

Wir erleben leider zu viele alt gewordene Musiker, die mit einem Sound im Herzen stehen geblieben sind, der vor Jahrzehnten begeistern konnte. Noch schlimmer sind die Bands, die ihre ehemaligen Hits mit neuen Ersatzmusikern (für die nacheinander verstorbenen Kollegen) zur Freude ihrer Fans zelebrieren.

John Cale dagegen hat in seinem musikalischen Leben immer neue Wege gesucht, um das musikalisch zum Ausdruck zu bringen, was für ihn wichtig ist. Bei den letzten drei eigenen Alben: 2012 SHIFTY ADVENTURES IN NOOKIE WOOD / 2016 M-FANS / 2023 MERCI wird er von Dustin Boyer an Gitarre und Sythesizer und von Deantoni Parks an Drums neben vielen wechselnden Gastmusikern begleitet.

Auf MERCI ist es dem Meister gelungen, so unterschiedliche zusätzliche Begleitmusiker wie Tony Allen, Weyes Blood, Actress, Fat White Family oder Tokimonsta u.a. in seinem Konzept so zu integrieren, dass er sein musikalisches Konzept mit immer neuen Einwürfen umsetzt. Es ist eine Doppel-LP, die verlangt, dass zugehört wird. Neben den erwähnten Musikern und einer Anzahl an Hintergrund- SängerInnen sind neun MusikerInnen an Violine, Viola, Cello und Kontrabass bei etlichen Stücken engagiert. John Cale spielt Synthesizer, Bass, Schlagzeug und sorgt neben seinem Gesang für «noises».

Wer – egal in welches Stück – genau hinein hört, erlebt eine überraschende und faszinierende Musik, die in allen Stücken auf MERCI zeigt, wie Synthesizer die analogen Instrumente ergänzen können.

Niedal Audio Lab – Schweizer Hi-Tech DACs

Vorankündigung

Veranstaltung, Samstag, 26. August 2023 ab 13.30 Uhr

Wir besuchen

Niedal Audio Lab – Schweizer Hi-Tech DACs

 Unser Mitglied Daniel Frauchiger hat sich einen Traum verwirklicht.

Auf seinem Linkedin-Profil beschreibt er den Weg zum Unternehmer so: «Life often takes winding paths: When I completed my training as a mechanic in 1986, I had no idea that some 30 years later I would lay the foundation for the success story of high-end Merason brand products by founding niedal audio lab ag.»

Daniel präsentiert uns seinen Produktionsstandort in Burgdorf mit anschliessender Hörprobe im neuen Hörraum bei sich zu Hause in Worb.

dafraud.ch

TOM SKINNER – VOICES OF BISHARA

Brownswood Recordings 2022

Die erste Solo LP des Schlagzeugers Tom Skinner unter seinem Namen ist ein Produkt der aktuellen und innovativen Jazzszene in Britannien. Als «Hello Skinny» hatte er bereits zwei LP-Veröffentlichungen herausgebracht. Die im Jahr 2017 erschienene WATERMELON SUN von Hello Skinny ist noch stark elektronisch geprägt. Die neue VOICES OF BISHARA von Tom Skinner dagegen verzichtet auf Synthesizer.

von Peter Trübner

VOICES OF BISHARA

Die LP VOICES OF BISHARA entstand im Londoner Jazz Club Brilliant Corners. Das 1964 erschienene Blue Note Album LIFE TIME von Tony Williams wurde an einem Abend über die Club-Anlage komplett abgespielt. Danach jammte Tom Skinner zu dieser Aufnahme mit folgenden Freunden: Kareem Dayes am Cello, Tom Herbert am Kontrabass, Nubya Garcia an Tenor Saxophon und Flöte und Shabake Hutchins an Tenorsaxophon und Bassklarinette.

Wegen den vielen Verpflichtungen von Tom Skinner blieben die Bänder liegen, bis sie jetzt von Brownswood, einem Unterlabel von NONESUCH, in der Produktion von Tom Skinner auf bestem Vinyl knisterfrei in auf 31 Minuten gekürzter Fassung auf den Markt gekommen sind. Tom Skinner spielt fest in den drei Bands: Sons Of Kemet, Wildflower und neu The Smile.

Red 2 auf der A Seite ist eine neue Version des Two Pieces Of One: Red von Tony Williams, dem ersten Stück auf LIFE TIME. Die Titel auf VOICES OF BISHARA zeigen, wie heute in England improvisiert wird. Zum Einhören empfehle ich: The Journey, das letzte Stück auf der A-Seite. Swingend mit zum Teil hartem Beat liefert Tom Skinner die Grundlage für wunderschöne, feine Improvisationen, bei denen die Bandmitglieder sich wechselseitig ablösen. Danach ist auf der B-Seite bei The Day After Tomorrow das freie Zusammenspiel von Cello und Kontrabass mit den beiden Saxofonen unbedingt hörenswert. Wer danach Voices Of The Past bis zum Schluss anhört, versteht sicher, warum ich dabei an eine Verbindung von Tony Williams mit dem Attila Zoller Quartet mit Emil Mangelsdorf an der Querflöte denke. Wunderschön ist durchgängig die zurückhaltende, aber bestimmte Art, mit der Tom Skinner an seinem Schlagzeug die Band zusammenhält.

Wer in seiner Suchmaschine eingibt: «The Smile Montreux» kann in YouTube sehen, wie Tom Skinner zusammen mit den beiden Leitmusikern von Radiohead spielt.

https://youtu.be/6nc8I1lZ4Us



Das Winterheft für alle

Als einmalige Aktion kann das aktuelle Heft vollständig als PDF heruntergeladen werden. Was sonst nur unseren Mitgliedern vorbehalten ist, kann nun jede und jeder Musikinteressierte:r geniessen.

Wer auch in Zukunft in den Genuss des ganzen Heftes kommen möchte und das erst noch in analoger Papierform, der oder die meldet sich gleich als Mitglied an. Herzlich willkommen!

Hier kann man das Heft herunterladen.

Hier kann man und frau sich anmelden.

Hier gibt es Einblick in die vergangenen Ausgaben des Heftes.

Heavy Rotation

Eric Bibb – Dear America

von Urs Witschi

Blues ist nicht so mein Ding. Ich mag Musik, die vorhersehbar ist, nicht. Darum höre ich meist Jazz (aber nicht der alte «langweilige» – gell Robert ) oder vielleicht die Klaviersonaten von Beethoven. Nun dreht aber eine Scheibe seit Tagen fast dauernd ihre Runden auf meinem Plattenteller, die man eindeutig diesem Genre zuschreiben kann.

DEAR AMERICA von Eric Bibb ist schon sein 23. Studioalbum. Da hört man durchaus eine gewisse Abgeklärtheit und grosse Meisterschaft, aber auch politischen Biss. Bibb ist nicht nur ein versierter Interpret, sondern auch ein talentierter Songschreiber. Hier ist Blues nicht Selbstzweck, sondern das Transportmittel für grossartige Songs.

Die Mischung der Songs und Arrangements, die stilistisch von folkig-leichtem Blues, über Soul zu groovigen Rythm’n Blues-Nummern reicht und die geschickt gewählte Instrumentierung, machen dieses Meisterwerk so abwechslungsreich. Ein Reigen von Gastmusiker und -musikerinnen begleiten Bibb auf dem einen oder anderen Stück, etwa der grossartige Ron Carter am akustischen Bass oder Eric Gales an der Gitarre.

Der Klang ist fantastisch, die Pressung perfekt. Mensch, kann Blues schön sein.

Winterheft 2022 – eine kleine Vorschau

Das neue Heft geht in Produktion. Unser Chefredakteur Peter Trübner hat wiederum einen sehr anregenden Cocktail von Themen gemixt, es wird ein spannendes und vielseitiges Heft.

Einige Highlights seien hier schon verraten: Markus konnte Christian Wenger wieder zum Schreiben bewegen: er erzählt uns aus aktuellem Anlass – Mobile Fidelity Sound Labs haben Schlagzeilen gemacht – wie es sich mit der analogen Authentizität bei zeitgemässen Analog-Produktionen verhält und wie das in der Vergangenheit war.

Urs Mühlemann hat die neue und preisgünstige Ultraschall-Plattenwaschmaschine HummingGuru ausgiebig getestet.

Peter Trübner hat Plattentellerauflagen verglichen und berichtet aus der internationalen Szene der Schallplattenpresswerke.

Auf dem Plattenteller liegt Revolver von den Beatles, Nick Joyce berichtet über die Neuabmischung. Lothar Brandt lädt ein zu einem Hör-Fest mit 50 audiophilen Perlen auf Vinyl. Urs Witschi ist begeistert vom Jazz-Country-Americana-Mix von Charles Lloyd & the Marvels mit Lucida Williams.

Ernst Müller hat sich durch die analogen Aufnahmen von Arthur Grumiaux gehört und macht Empfehlung. Bläserquintette in allen Variationen stellt Thomas Dann vor.

Das nur eine Auswahl, natürlich wird auch über vergangene und kommende Anlässe berichtet und die Service-Ecke ist aktualisiert.

Wenn alles rundläuft, so landet das Heft in der ersten Dezemberwoche in euren Briefkästen.

Besuch im Adon Schallplattenpresswerk – ein Rückblick

Am 5. November wurden die Mitglieder der AAA Switzerland herzlich von Adreas Krüsi, dem Geschäftsführer von Adon Production in Neuhof, empfangen. Er führte uns durch den Betrieb und gab Einblick in die Produktion von Tonträgern wie CD, Kassetten und Schallplatten. Höhepunkt war die neue Schallplattenpresse, welche bald weitere Maschinen zur Seite haben wird.